Anna Puschnik (1921–2002)
KULTUR FÜR ALLE
Anna Puschnik arbeitete zunächst als Buchhalterin bei der Firma EDEKA in Graz, bevor sie 1946 zur Bergarbeiterversicherung wechselte, wo sie bis zu ihrer Pensionierung als Chefsekretärin tätig war. Die seit frühester Jugend überzeugte Sozialdemokratin wurde 1963 in den Gemeinderat der Stadt Graz gewählt und wirkte dort bis 1988 als eine der profiliertesten Kommunalpolitikerinnen. Schon als junges Mitglied des Gemeinderates konnte sie durch ihre Wortmeldungen und Ideen überzeugen.
1968 wurde sie als erste Grazer Frau zur Stadträtin gewählt und war fortan für die Ressorts Kultur, Gesundheit und Sport zuständig. Im Zuge ihrer Arbeit schuf sie nicht nur Rahmenbedingungen für die Entfaltung von Kunst und Kultur, sondern setzte vor allem auch zahlreiche Maßnahmen, um diese allen sozialen Schichten zugänglich zu machen. Straßentheater in den Bezirken, Plätzen und Wohnhöfen, Stadtorchesterkonzerte in der Innenstadt und im Minoritensaal, Opernkonzerte und Musicals in den Kasematten auf dem Schloßberg, der erste Grazer Kunst-markt, der Ausbau der Stadtbüchereien und die Einführung des ersten Bücherbusses, Lesungen von damals noch nahezu unbekannten Schriftstellern wie Peter Handke oder Wolfgang Bauer sowie der Ausbau der Ganggalerie im Grazer Rathaus waren nur einige Innovationen der engagierten Kulturpolitikerin.
Im Gesundheitswesen gehen auf sie unter anderem die Einführung des Ärztenotdienstes und des Tierärztenotdienstes zurück sowie die Schaffung einer Familienberatungsstelle. Ihre Maxime war, dass der soziale Gedanke maßgeblich sei. Sozialausschuss, Theaterausschuss, Altstadtausschuss und das Internationale Städteforum verdanken ihr so manche Initiative. Auch als Kuratoriumsmitglied des steirischen herbst erwarb sie sich große Verdienste um das Festival. Mit vielen Ehrungen ausgezeichnet wurde sie 1990 zur Bürgerin der Stadt Graz ernannt.