Hedwig Katschinka (1901–1988)
DOKTORIN DER TECHNISCHEN WISSENSCHAFTEN
Sehr lange Zeit blieb es Frauen verwehrt, eine Hochschule zu besuchen, erst ab 1901 erhielt das Maturazeugnis von Maturantinnen den Vermerk „Reif zum Besuch einer Universität“, doch war die Studienauswahl zunächst eine eingeschränkte. Jungen Frauen standen zu diesem Zeitpunkt nur die Philosophische (seit 1897) und die Medizinische Fakultät (seit 1900, inkl. Pharmazie) offen. Im Studienjahr 1919 / 20 durften Frauen dann auch endlich an einer Technischen Hochschule als ordentliche Hörerinnen inskribieren.
Nach einem Studium der Technischen Chemie an der TU Wien war die in St. Pölten geborene Hedwig Katschinka die erste Frau, die an der Technischen Universität Graz einen Doktortitel erlangte. Am 26. Oktober 1926 promovierte sie mit einer Arbeit mit dem Titel „Zur Kenntnis der Dampfdruckkurven binärer Flüssigkeitsgemische“ an der Technisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät und erhielt den Titel eines Doktors der Technischen Wissenschaften. Zwischen 1901 und 2015 erlangten insgesamt 5.365 Studierende dieses Doktorat, nur 652 von ihnen waren Frauen.
Doch sind geschlechterstereotype Berufsbilder keine Erscheinung der Vergangenheit, auch heute noch existiert das Klischee, bestimmte Berufe seien nichts für Frauen, die Inhalte v.a. technischer Studien zu schwierig für sie. Dabei haben Frauen in der Technik und den Naturwissenschaften eine Vorbildrolle und beweisen, dass sie Männern in diesen Bereichen in nichts nachstehen. Wichtig bleibt es allerdings weiterhin, junge Frauen in ihrer Studien- und Berufswahl zu fördern, sie bei der Wahl vermeintlich „typisch männlicher“ Berufe zu ermutigen und ihnen zu vermitteln, dass sie diese mindestens ebenso gut wie Männer ausüben können und damit unsere Gesellschaft wesentlich mitgestalten.
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