Marie Geistinger (1836–1903)

Marie Geistinger als Laura im „Bettelstudent“, Fotograf/-in: Unbekannt, GrazMuseum

EINE GRAZER SÄNGERIN EROBERT AMERIKA

Man nannte sie „Darling of America“, sie war ein Star, Theaterdirektorin, Schönheitsikone ihrer Zeit und eine selbstbestimmte, unkonventionelle Frau. Marie „Charlotte Cäcilie“ Geistinger, Tochter eines pensionierten russischen Hofschauspielerehepaars, wurde in Graz geboren. Bereits mit acht Jahren debütierte sie in verschiedenen Kinderrollen. Die Familie übersiedelte nach Wien, wo Marie eine fundierte Ausbildung zur Schauspielerin und Sängerin erhielt. Mit 19 Jahren wurde sie am Wiener Theater in der Josefstadt engagiert, danach begab sie sich auf Tournee und trat in Hamburg, Berlin und auch in Riga auf, bevor sie ans Theater an der Wien geholt wurde, wo sie schnell zum Publikumsliebling avancierte.

1865 begeisterte sie als „Schöne Helena“. Mit ihren Interpretationen entsprach sie nicht nur dem damaligen Zeitgeschmack, sondern verkörperte auch das Frauenideal dieser Epoche. Jacques Offenbach bezeichnete sie als die „Königin der Operette“, auch Johann Strauß Sohn verehrte sie und widmete ihr die Operette „Walzerkönigin“. Aufgrund ihrer darstellerischen Begabung wurde die Geistinger auch zur gefeierten Volksschauspielerin und Tragödin. 1869 übernahm sie gemeinsam mit Maximilian Steiner die Direktion des Theaters an der Wien, die sie trotz großer künstlerischer Erfolge 1875 wegen finanzieller Verluste zurücklegen musste.

Danach ging sie wieder auf Reisen: Insgesamt absolvierte sie sieben Tourneen in den Vereinigten Staaten, wo sie sowohl mit ihrem Operetten- als auch mit ihrem klassischen Repertoire Erfolge feierte, ihren internationalen Ruhm begründete und nicht zuletzt ein stattliches Vermögen verdiente, das es ihr erlaubte, das Gut Rastenfeld bei Bruck an der Mur (Steiermark) zu erwerben. Fünf Jahre vor ihrem Tod beendete sie ihre Bühnenkarriere. Den Lebensabend verbrachte sie in ihrem an Kunstschätzen reichen Klagenfurter Heim.

Sagen S’doch liaber gleich die Wahrheit, Lobhudeleien hör i g’nug, a richtiges, wenn auch schlechts Urteil is mir liaber.

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