Anne Marie Wicher (1934 – 2014)
ERFOLGREICHE SPORTLERIN UND POLITISCH ENGAGIERT FÜR MENSCHEN MIT BEHINDERUNG
Wer sie kennenlernen durfte, erlebte Anne Marie Wicher als außerordentlich beeindruckende und vielseitige Frau. Neben ihrer Tätigkeit als Reisebürokauffrau, die sich an die 1953 abgelegte Matura anschloss, und ihrer Familie spielte der Sport in ihrem Leben stets eine zentrale Rolle. Auch als sie 1969 an einer Virusinfektion erkrankte, die zu einer Querschnittslähmung führte, gab Anne Marie Wicher den Sport noch lange nicht auf. So wurde sie 1975 und 1983 Staatsmeisterin im Versehrtensport und auch bei internationalen Wettbewerben war sie überaus erfolgreich. Von der Leichtathletik wechselte sie zum Tischtennis und konnte 1977 und 1978 bei den Weltmeisterschaften jeweils eine Goldmedaille im Tischtennis-Teamkampf der Querschnittsgelähmten erringen. 1980 und 1984 folgten zweimal hintereinander Goldmedaillen im Tischtennis-Teamwettbewerb bei den Paralympics.
Auf die sportliche Karriere folgte die politische. Wicher, die bereits 1974 dem Verband der Querschnittgelähmten Österreichs (VQÖ) beigetreten und bis 1997 dessen Schriftführerin – danach auch dessen Vize-präsidentin bzw. Präsidiumsmitglied – war, wurde von Landeshauptmann Josef Krainer 1995 eingeladen, sich als unabhängige Abgeordnete des Steiermärkischen Landtags aufstellen zu lassen.
Ab 1996 gehörte sie dem Landtag dann als Abgeordnete der ÖVP an. Schwerpunkte ihrer bis März 2009 währenden politischen Arbeit waren Sozial- und Familienpolitik, Gesundheit, Kultur, Sport und Tourismus, wobei sie insbesondere für ihr Engagement für Menschen mit Behinderung sowie ihre Bemühungen in der Sozial- und Familienpolitik über die Parteigrenzen hinaus geschätzt wurde. Wegweisende Erfolge waren u. a. die Etablierung der Pflegeanwaltschaft, die Einrichtung einer Gehörlosenambulanz sowie die Errichtung eines eigenen Referenten für barrierefreies Bauen. Parallel dazu war Wicher ab 1997 Frauen-beauftragte für behinderte Frauen der Stadt Graz.
Für ihr Engagement wurde Anne Marie Wicher mit zahlreichen Ehrungen gewürdigt: So erhielt sie 1994 die vom ORF vergebene Auszeichnung Viva-Frau des Jahres und wurde am 24. Juni 2009 für ihre Verdienste mit dem Großen Goldenen Ehrenzeichen des Landes Steiermark ausgezeichnet.
Ich sah und sehe es als Herausforderung und Aufgabe, meine „Talente“ im Rahmen aller erdenklichen Möglichkeiten zum Wohle behinderter Menschen einzusetzen.