Irmtraud Fischer (geb. 1957)
DIE ERSTE HABILITIERTE THEOLOGIN ÖSTERREICHS
Irmtraud Fischer ist eine Pionierin in einem klassischerweise von Männern besetzten Feld: Nach Absolvierung eines pädagogischen Studiums nahm sie 1977 das Studium der Katholischen Theologie und Religionspädagogik an der Karl-Franzens-Universität Graz auf. 1988 promovierte sie, 1993 wurde sie mit der 1994 im Berliner de Gruyter-Verlag erschienenen Arbeit „Die Erzeltern Israels. Feministisch-theologische Studien zu Gen 12-36“ habilitiert. Damit war sie in Österreich nicht nur die erste Frau, die sich in Theologie habilitierte, sondern auch eine der wenigen Personen in diesem Fachgebiet, die aus feministischer Perspektive forschten. Mit dem Titel ihrer Arbeit ist sie begriffsprägend geworden und beeinflusste die Theologie bis in heutige Schulbücher nachhaltig: Es wird nicht mehr von Patriarchen gesprochen, sondern von Erzeltern.
1997 bis 2004 war sie Professorin für Altes Testament und Theologische Frauenforschung an der Katholisch Theologischen Fakultät der Universität Bonn, seit März 2004 hat sie die Professur für Alttestamentliche Bibelwissenschaft an der Universität Graz inne, zudem war sie von 2007 bis 2011 hier Vizerektorin für Forschung. Irmtraud Fischer hatte Gastprofessuren 1993 in Marburg an der Lahn, 1995 in Wien, 1995/96 in Bamberg, 2001 in Jerusalem und 2011 in Rom. Neben ihren zahlreichen Veröffentlichungen ist das internationale Kooperationsprojekt „Die Bibel und die Frauen“, dessen Mitinitiatorin und Leiterin sie ist und an dem weltweit fast 300 Forscher/-innen beteiligt sind, ein zentraler Meilenstein ihres akademischen Wirkens. Das Projekt befasst sich – weltweit erstmals – mit einer genderfairen Rezeptionsgeschichte der Bibel. Dabei wird untersucht, wie man biblische Frauenfiguren durch die Jahrhunderte verstanden hat und wie Frauen die Bibel ausgelegt haben.
Seit 2000 ist Irmtraud Fischer Mitherausgeberin des Jahrbuchs für Theologie. Sie war Präsidentin der Europäischen Gesellschaft für theologische Forschung von Frauen (ESWTR) wie auch Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft der deutschsprachigen katholischen Alttestamentlerinnen und Alttestamentler (AGAT).
Man muss intakte Ansprüche haben und nicht auf halbem Weg stehenbleiben.