Martha Tausk (1881–1957)
EINE DER ERSTEN WEIBLICHEN LANDTAGSABGEORDNETEN
Martha Frisch wuchs in Wien in einem jüdischen, liberal-bürgerlichen Elternhaus auf, durch das sie frühzeitig mit den Anliegen der Arbeiterbewegung sowie der Frauen-bewegung konfrontiert wurde. Sie besuchte die Handelsschule und er-hielt Privatunterricht von Marianne und Auguste Fickert, wobei letztere eine Aktivistin der liberalen bürgerlichen Frauen-bewegung war. 1900 heiratete sie den späteren Psychoanalytiker Victor Tausk, aus dieser Verbindung gingen zwei Söhne hervor. Die Ehe wurde 1908 geschieden, nun musste Martha Tausk als alleinerziehende Mutter auch finanziell für sich und ihre Söhne sorgen.
Vor dem Ersten Weltkrieg schloss sie sich den Sozialdemokraten an und engagierte sich für die Durchsetzung des Frauenwahlrechts, das 1919 eingeführt wurde. Johann Resel holte sie 1917 nach Graz, wo sie zunächst im Vorstand der Allgemeinen Arbeiter-Krankenkasse arbeitete. Als Verfechterin der Sozialversicherung konnte sie Verbesserungen in der Gesetzgebung für Heimarbeiterinnen und Hausgehilfinnen er-wirken. Sie forderte u.a. die Aufhebung des Eheverbots für Frauen im öffentlichen Dienst sowie die Versicherungspflicht von Ehejahren und trat für die Geburtenregelung (§144) ein.
Ab 1918 gehörte Martha Tausk der steirischen Landes-versammlung an. 1919 wurde sie als erste Sozialdemokratin neben Marianne Kaufmann und Olga Rudel-Zeynek (beide christlichsozial) in den steirischen Landtag gewählt. 1928 wurde sie von Friedrich Adler in die Sozialistische Arbeiterinternationale nach Zürich berufen, wo sie die Arbeiterinnenzeitung Das Frauenrecht herausgab. 1934 kehrte sie zunächst nach Österreich zurück, emigrierte nach dem Anschluß Österreichs an das Dritte Reich jedoch nach Nijmegen in den Niederlanden, wo sie sich in der Flüchtlingshilfe engagierte und bis zu ihrem Tod lebte.
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