Olga Rudel-Zeynek (1871–1948)
PIONIERIN IM PARLAMENT
In Olmütz (Mähren) geboren, erhielt Olga Zeynek die für „höhere“ Töchter übliche Erziehung. 1897 heiratete sie den Offizier Rudolf Rudel, von dem sie sich aber 1918 scheiden ließ. Kurz vor Beginn des Ersten Weltkriegs kam sie nach Graz, wo sie ehrenamtlich bei Kriegshilfsaktionen mitarbeitete, für verschiedene Zeitungen Kurzgeschichten schrieb, und in der Katholischen Frauenorganisation Steiermark tätig war. Daraus entwickelte sich ihr Engagement für die Christlichsoziale Partei. Für diese zog sie 1919/20 mit Marianne Kaufmann und der Sozialdemokratin Martha Tausk als erste Frau in den Steiermärkischen Landtag ein, und vertrat sie 1920 bis 1927 im Nationalrat und 1927 bis 1934 im Bundesrat.
Im Bundesrat hatte sie 1927/28 und 1932 den Vorsitz inne und war damit weltweit die erste Frau an der Spitze einer parlamentarischen Körperschaft. Bedeutende Ergebnisse ihrer parlamentarischen Arbeit waren das Gesetz betreffend das Verbot der Abgabe alkoholischer Getränke an Jugendliche (1922) und das Gesetz zum Schutz des Unterhaltsanspruches allein-erziehender Frauen, das nach ihr „Lex Rudel-Zeynek“ genannt wurde (1925). Sie setzte sich auch besonders für die Interessen einzelner Frauenberufsgruppen, für eine bessere Mädchenbildung, für Kinder- und Jugendschutz und gegen Frauenarbeitslosigkeit ein.
Darüber hinaus arbeitete sie ehren-amtlich für Wohltätigkeitsorganisationen. Ab 1934, nach Ende des demokratischen Parlamentarismus, engagierte sie sich verstärkt karitativ und ging wieder ihrer schriftstellerischen Tätigkeit nach. Bereits in den 1930er Jahren warnte sie vor dem Nationalsozialismus. Nach 1945 war sie in der „Österreichischen Frauenbewegung“ der ÖVP aktiv. Sie starb 1948 in Graz.
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