Ruth Feldgrill-Zankel (geb. 1942)
MIT ENGAGEMENT UND OFFENHEIT FÜR GRAZ
Ruth Feldgrill-Zankel war zunächst als Journalistin für die Grazer Südost-Tagespost (1968–70) sowie als Pressereferentin der ÖVP-Landesparteileitung Steiermark (1970–74) tätig, bevor sie begann, die Grazer Rathauskorrespondenz aufzubauen, die sie bis Mitte der 1980er Jahre leitete. Ihr stets vorhandenes Interesse an Politik verbunden mit dem Wunsch, politische Entscheidungen nicht nur zu kommentieren, sondern sie selbst mitzugestalten und Verantwortung dafür zu übernehmen, führte sie schließlich in die Stadtregierung.
In ihrer Funktion als Stadträtin, zu der sie 1987 gewählt wurde, war es Ruth Feldgrill-Zankel von Beginn an ein Anliegen, die Präsenz von Frauen in politischen Ämtern als etwas Selbstverständliches zu etablieren. Ein erster Schritt in diese Richtung war die Einführung der Bezeichnung „Stadträtin“, die es zu dieser Zeit noch nicht gab. Ihrer Überzeugung gemäß, dass Sprachgebrauch unsere Wahrnehmung der Welt bestimmt, machte erst Feldgrill-Zankel es möglich, dass die weibliche Form des Stadtrats im politischen Alltag etablierte.
1991 wechselte sie in die Bundespolitik und war für zwei Jahre Bundesministerin für Umwelt, Jugend und Familie; eine Funktion, in der sie bspw. an der großen Umweltkonferenz in Rio und deren Nachfolgekonferenz bei der UNO in New York teilnahm und dort vor dem Plenum sprach. 1992 kehrte sie als Bürgermeisterstellvertreterin nach Graz zurück und war damit die erste Frau, die dieses Amt innehatte. Egal, ob es um Fragen zur Infrastruktur, Umweltprobleme oder Tourismusstatistiken ging, verschaffte Feldgrill-Zankel sich im Austausch mit Universitäten und Forschungsinstituten eine genaue Kenntnis der Themen, um Defizite wie auch Stärken zu erkennen und daraus systematische Handlungsstrategien abzuleiten.
Indem sie sich für die Akquise von EU-Projekten, Themen der Stadt- und Wirtschaftsentwicklung, die Ausgliederung der Abteilung Tourismus sowie eine generell effizientere Nutzung des touristischen Potenzials – inklusive einer Wiederbelebung des Schloßbergs – einsetzte, gelang es Feldgrill-Zankel, die Sichtbarkeit Graz’ sowohl überregional als auch international zu stärken. In diesem Sinne setzte sie sich auch dafür ein, dass ein EU-Ministertreffen erstmals in Graz stattfand, bei dem auch dieses Foto entstand. Für ihre Verdienste wurde sie 2002 mit dem Großen Ehrenzeichen des Landes Steiermark ausgezeichnet.
Nicht so sehr die Frauen brauchen die Politik, sondern die Politik braucht die Frauen, weil sonst die größere Hälfte der Welt nur betreut wird, aber nicht die Möglichkeit hat, ihre Anliegen mitzugestalten.